Darm

Hängt alles irgendwie zusammen? Eine Frage, die man sich mittlerweile stellen muss, wenn man einen Kopper/ein Pferd hat. Auch beim Pferd gilt, es ist, was es isst.


Wann und warum sollte ich den Darm sanieren?
Ob man den Darm sanieren sollte oder nicht, ist keine einfach zu beantwortende Frage. Zunächst einmal sollte der Gesamteindruck des Pferdes zählen. Ist es fit oder eher apathisch? Hat es keine Lust auf Bewegung? Sind die Augen eher müde und abwesend oder hellwach? Hat es oft oder anhaltendes Kotwasser, starke Blähungen oder Darmgeräusche? Neigt zu Koliken oder hat es wiederkehrende Magengeschwüre? Baut es trotz anscheinend guter Mineralisierung und angepasstem Training keine Muskeln auf? Hat es wiederkehrende Mauke trotz reinlicher Haltung, oder Juckreiz bzw. Ekzem? Hat es schlechtes Huf- und Langhaar-Wachstum? Kann man eines oder mehrere der aufgezählten Dinge bejahen, dann sollte man sich mit dem Gedanken einer Darmsarnierung anfreunden. Aber warum?
Oft haben Pferde, auch in augenscheinlich perfekten Haltungsbedingen mit viel Bewegung, Sozialkontakten und artgerechter Fütterung eine Gemengelage an Baustellen (Symptomen), z. B. Kotwasser, fehlendes Hufwachstum, leichtes Ekzem. Als Besitzer des geplagten Pferdes versucht man diese Probleme meist einzeln anzugehen; ein Mittelchen für die Hufe, eins für das Kotwasser, etc. Dabei liegt die Ursache für all diese Probleme häufig im Darm. Die Wichtigkeit des Darms wird gerne unterschätzt, scheint es doch nur ein Durchgangsorgan für die Nahrung zu sein. Er liefert jedoch allen anderen Organen das, was sie zum Arbeiten brauchen, indem er es der Nahrung entzieht. Wird also der Darm durch falsche Fütterung geschädigt, kann er seine Arbeit nicht mehr ordentlich verrichten und als Folge davon leiden auch die meisten anderen Organe und verlieren ihre Leistungsfähigkeit. Im schlimmsten Fall bedingen sich die dadurch entstanden Folgen auch noch gegenseitig, und das Pferd ist in einem elenden Kreislauf gefangen. 

Was schädigt den Darm?

Durch falsche Fütterung, Aufnahme von Giftstoffen oder Gabe von Medikamenten kann die empfindliche Magen- und Darmflora geschädigt werden. Zum Beispiel verschiebt sich bei der Fütterung von Heulage oder Silage der pH wird im Darm in den sauren Bereich, wodurch gute Bakterien verdrängt werden und sich ein Milieu bildet, welches das die Vermehrung von schlechten Darmbakterien begünstigt. Diese Verschiebung führt zu Fehlgärungen, Blähungen, Reizungen oder Abbau der Darmschleimhäute. Antibiotika walzen gleich die komplette Darmflora platt.


Was passiert, wenn der Darm nicht richtig arbeitet?

Wenn der Darm nicht richtig arbeitet, hat das Pferd natürlich in erster Linie Bauchweh. Meistens äußert das Pferd seine Schmerzen nicht, außer sie sind so massiv, dass es der Besitzer bereits als Kolik wahrnimmt. Aber auch leichter, latenter Schmerz kann sehr belastend sein und die Lebensfreude und das Leistungsvermögen eines Pferdes massiv einschränken. Ein geschädigter Darm verwertet die ihm zugeführte Nahrung nicht richtig, d. h. Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente werden nicht richtig aufgenommen. Diese sind aber für die Arbeit aller anderen Organe im Körper des Pferdes lebensnotwendig. Hier nur ein paar Beispiele:

  • Zink und Vitamin B6 braucht die Leber zum Entgiften des Körpers. Fehlen diese, kann die Leber nicht mehr richtig arbeiten und Abfallprodukte des Stoffwechsels und aufgenomme Nahrungsgifte sammeln sich im Körper. Häufig äußerst sich das in Symptomen wie Mauke und Allergien (Ekzem). Zink braucht der Pferdekörper auch im Fellwechsel und noch in vielen anderen Bereichen. 

  • Mangan ist an der Bildung aller Schleimhäute (Magen, Darm, Maul, Augen) beteiligt. Wenn das Mangan zu niedrig ist, kommt es viel leichter zu Entzündungen und Reizungen an diesen Stellen, weil die Schleimhäute schlecht bzw. zu dünn ausgebildet sind. Symptome können sein: Augenreizungen im Sommer trotz Fliegenmaske, wiederkehrende Magengeschwüre, etc. Leider befinden wir uns hier in einem Teufelskreislauf. Der Darm arbeitet nicht richtig, weil er geschädigt ist und nimmt kein/zu wenig Mangan auf, welches er wiederum zur Regeneration der Schleimhäute bräuchte.

  • Fehlt Magnesium, kann das Auswirkungen auf die Reizübertragung im Körper haben, was sich in fehlendem Muskelaufbau, aber auch im Verhalten der Pferde zeigt. Diese sind häufig sehr schreckhaft oder hypernervös.


Allerdings sehen wir diese Mängel meist nicht im Blutbild, denn der Körper zieht die Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine zunächst an andere Stelle ab, er verbraucht sozusagen die körpereigenen Vorräte. Erst wenn diese Reservoirs aufgezehrt sind, zeigt sich ein Mangel im Blutbild. Als Folge davon erleben wir dann schlechtes Huf-, Fell- und Mähnenwachstum. Und zumindest bei den Hufen wird damit ein neues, ganz anderes Fass aufgemacht, denn schlechtes Hufwachstum kann zu Fühligkeit führen. Diese Problematik wird gerne unterschätzt, weil es meist nur beim Ausreiten im Gelände auffällt, dann bekommt das Pferd eben Eisen oder Hufschuhe. Oft leiden die Pferde aber auch im Stall an einer unbemerkten Fühligkeit. Latente Fühligkeit ist letztendlich nichts anderes als ein immer bestehender, wenn auch geringer Dauerschmerz, der zur ständigen Ausschüttung des Stresshormons Cortisol führt, welches neben ganz vielen anderen Dingen, auch zu Magengeschwüren führen kann. Wird das Futter durch die Magengeschwüre im Magen nicht richtig verarbeitet, kommen wir wieder zum Darm, von dort zur Leber, etc.

Je mehr man darüber nachdenkt, desto eher wird ersichtlich, dass hier eine Art Teufelskreislauf oder ein Cluster sich gegenseitig bedingender Faktoren entstanden ist, welches wir bisher kaum verstanden haben. Und im Zentrum irgendwo liegt der Darm.


Wie kann ich den Darm sanieren?
Zunächst einmal sollte man wissen, dass ein geschädigter Darm ein Jahr oder länger benötigt, um sich bei entsprechender Pflege und Fütterung (Sanierung) zu regenerieren. Die Dauer hängt vom Grad der Schädigung ab. Eine kurzfristige Darmsanierung ist keine Lösung, denn bis der Darm seine Aufgabe wieder richtig erfüllen kann, muss man den Darm, die Leber und den gesamten Körper in seiner Arbeit unterstützen. Was kann man also tun?
  • magen- und darmschonende Fütterung, d. h. Getreide reduzieren oder darauf verzichten; keine Fertigmüslis; keine zu stärke-, fruktan- oder melassehaltige Nahrung - stattdessen lieber getreidefreie Varianten anbieten
  • qualitativ gutes Raufutter in ausreichender Menge anbieten (kein Schimmel oder Giftpflanzen); keine Heulage und Silage füttern
  • auf die Qualität der Weiden achten (keine Hochleistungswiesen sondern natrbelassene Wiesen oder Kräuterwiesen, Giftpflanzen entfernen, abmisten)
  • langfristig Pre- oder Probiotika füttern, um dem Darm darin zu unterstützen wieder eine gesunde Darmflora aufzubauen; gerne werden Effektive Mikrorganismen (kurz: EM) gefüttert, allerdings bringt man hier artfremde Bakterienkulturen ein, was noch zu wenig erforscht ist; es gibt Mittel mit Lacto- und Bifido-Bakterien, was ebenfalls noch unzureichend erforscht ist; am ehesten empfiehlt sich die Fütterung von Lebendhefen (Stichwort: Yea Sacc, Levucell)
  • Mineral-, Spurenelemente und Vitaminversorgung (deutlich) erhöhen, da der Körper in einem Mangelzustand ist (auch wenn er im Blutbild nicht zu erkennen ist-
  • Medikamentengabe (Antibiotika, Entzündungshemmer, Schmerzmittel) und Imfpungen auf das notwendigste reduzieren
  • selektive Entwurmung (wenn möglich), d. h. Kot testen lassen und nur bei echten Bedarf entwurmen
  • regelmäßig entgiften